Einleitung

6. Dezember Am 6. Dezember oder einem benachbarten Tag ziehen die Schüler der meisten Glarner Gemeinden durch ihre Dörfer, indem sie grosse und kleine Glocken ertönen lassen. Teils handelt es sich um rhythmische Geläute, teils um wilden Lärm. Zweck dieser Geräusche ist es, die Bewohner daran zu erinnern, dass an diesem Tag eine Gabe fällig ist. Diese besteht meist aus Esswaren, die an der Haustüre übergeben werden.

Dieser Brauch geht auf die Zeit der Industrialisierung zurück, die im Glarnerland ausgesprochen früh eingesetzt hat; es handelte sich vor allem um die Textilindustrie. Das Schellen und Gabenbetteln war ein Vorrecht der Arbeiterkinder, die so Gelegenheit bekamen, ihre meist sehr magere Kost etwas aufzubessern. Heute sind die sozialen Schranken gefallen, die Teilnahme ist etwa vom vierten Schuljahr an allgemein.

Zu beobachten ist, dass trotz der Nähe der einzelnen Dörfer zueinander sich der Brauch von Ort zu Ort im Datum, in der Tageszeit, zu der er stattfindet, und in der Art seiner Durchführung unterscheidet. Darin spiegeln sich sowohl getrennte Entwicklungen als auch gelegentlich der Wunsch, sich von den Dörfern der Umgebung abzuheben.