Einleitung

Die schweizerische Form des Ringens erfreut sich in der Schweiz grosser Beliebtheit. So ziehen Schwingfeste jeweils viele Besucher an.

Schwingen nennt man den Zweikampf zwischen zwei kräftigen Gestalten, mit eigenen Regeln, Griffen und Schwüngen. Dabei messen sich die schweizweit bekannten Bösen (die besten Schwinger) an kleineren und grösseren Schwingfesten. An den Eidgenössischen Schwing- und Älplerfesten wird alle 3 Jahre der Eidgenössische Schwingerkönig erkoren. Schwingen unterscheidet sich vom Wettkampfringen vor allem dadurch, dass alle Griffe fest vorgeschrieben sind und die Schwinger Trikots oder Hemden sowie lange Hosen tragen, über die eine kurze Schwingerhose aus starkem Drillich gezogen ist. Die Beine dieser Schwingerhose sind so hochgerollt, dass sie einen Griff bilden.

Kampfgericht

Vor jedem Gang (Kampf) teilt das Kampfgericht die Schwinger ein. Eine Besonderheit beim Schwingen ist, dass nach jedem Gang neu bestimmt wird, wer gegen wen zu schwingen hat. Das Kampfgericht besteht je nach Anlass aus 3 - 6 Leuten. Geleitet und bewertet wird der Kampf von einem Platzkampfrichter auf dem Sägemehl und zwei Kampfrichtern am Tisch. Ein Gang dauert 5 Minuten.

Gang

Zu Beginn eines Kampfes geben sich die Schwinger respektvoll die Hand. Ein Gang gilt als entschieden, wenn ein Schwinger mit dem Rücken ganz oder bis Mitte beider Schulterblätter (vom Kopf oder Gesäss, von linker oder rechter Seite her) gleichzeitig den Boden berührt. Das Resultat ist nur gültig, wenn beide Schulterblätter innerhalb des Sägemehlringes zu liegen kommen. Das Reglement hält ausserdem fest, dass jeweils der Sieger dem Verlierer das Sägemehl von den Schultern wischt.

Schwünge

Um varianten- und abwechslungsreich zu Schwingen, ist es für einen erfolgreichen Schwinger unerlässlich, verschiedene Schwünge und deren Kombinationen zu trainineren. Ursprünglich waren nur einige wenige Schwünge bekannt, heute sind an die 100 Schwünge im Schwingerlehrbuch ausführlich festgehalten. Die fünf Hauptschwünge heissen Brienzer, Bur, Hüfter, Kurz und Übersprung.

Spitzensport für Amateure

Ein Schwingerkönig und seine Mitschwinger erhalten keine Preisgelder, sondern werden mit einem Kranz ausgezeichnet und erhalten Preise vom "Gabentisch": ein Muni (junger Stier) aber auch Kuhglocken, Bauernmöbel oder weitere Naturalien. Schwingen ist ein Amateursport mit einer strengen Sponsorenreglementierung und einem Reklameverbot auf dem Schwingplatz.

Geschichte

Die Wurzeln des Schwingens sind nicht eindeutig zu datieren. Eine erste Darstellung aus dem 13. Jahrhundert, in der Kathedrale in Lausanne, zeigt bereits die typische Art, Griff zu fassen. In der Zentralschweiz und im Mittelland gehörte der Hosenlupf zum festen Bestandteil der Festkultur. An zahlreichen Alp- und Wirtshausfesten wurde um ein Stück Hosentuch, ein Schaf oder um andere Naturalien geschwungen. Der Ruhm des Sieges zählte dabei weit mehr als der eigentliche Preis. Eine Neubelebung des Schwingens brachte das erste Alphirtenfest zu Unspunnen 1805, zu einer Zeit, als die Schweiz unter französischer Fremdherrschaft litt. Ziel dieses Fests war ausdrücklich die Stärkung des schweizerischen Nationalbewusstseins. Im 19. Jahrhundert brachten Schwingfeste und Sportlehrer das Schwingen in die Städte. So entstand aus dem ursprünglichen Spiel der Hirten und Bauern ein Schweizer Nationalsport. Mit dem Schwingsport und den Schwingfesten sind etliche Bräuche und Traditionen eng verknüpft.

Schweizweit organisiert

Die Verbände, allen voran der Eidgenössische Schwingerverband (gegründet 1895), organisierte den Sport, indem sie regionale Eigenarten integrierten, mit Lehrbüchern und Trainingsstunden das Niveau anhoben und zeitgemässe Wettkampfregeln schufen. Der Verband zählt heute über 5000 Aktivschwinger, davon fast 2000 Jungschwinger. Er gliedert sich in 5 Teilverbände, 23 Kantonalverbände und 6 Gauverbände. 1980 wurde erstmals ein Damenschwingen ausgetragen. Trotz der Ausweitung auch auf städtische Gebiete ist das Schwingen heute noch in den der Tradition verpflichteten ländlichen Gegenden des Deutschschweizer Voralpengebiets am populärsten.

Unspunnen-Steinstossen

Eng mit dem Schwingen verbunden ist das Steinstossen. Der sogenannte Unspunnenstein, ein 83,5 Kilogramm schwerer, unbehauener Gletscherfindling, wird dabei mit Anlauf über eine möglichst lange Distanz geworfen. Im August 2004 stellte Markus Maire einen neuen Rekord auf; er stiess den Stein, den gewöhnlich sterbliche kaum zu bewegen vermögen, ganze 4,11 Meter weit und verbesserte die alte Bestmarke von Roland Stählin um 14 Zentimeter. Benannt ist der Stein nach der Ortschaft Unspunnen bei Interlaken, wo nach dem Abzug der Franzosen 1805 das erste grosse Alphirtenfest stattfand.

Weiterführende Links:


Eidgenössischer Schwingerverband   Informationen rund ums Steinstossen