Einleitung

Das Gebiet der heutigen Schweiz wurde zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem ersten Jahrzehnt n. Chr. schrittweise ins römische Reich eingegliedert. Die römische Herrschaft endete im Jahre 401 n. Chr., römische Strukturen blieben jedoch in Teilen der Schweiz bis ins Frühmittelalter erhalten.

Vorrömische Zeit

Die Helvetier, an die der lateinische Name der Schweiz bis heute erinnert, waren ein keltischer Stamm. Erstmals werden die Helvetier Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. erwähnt. Im 1. Jahrhundert v.Chr. besiedelten sie das heutige schweizerische Mittelland sowie das heutige Südwestdeutschland. Die östlichen Gebiete der heutigen Schweiz wurden von den Rhätiern bewohnt. Es gibt Theorien, gemäss denen die Rätier von den Etruskern abstammen.

Die Römer in der Schweiz

Nach der Niederlage Hannibals eroberten die Römer zu Beginn des 3. Jahrhunderts v. Chr. das Gebiet des heutigen Südtessins. Rund 75 Jahre später eroberten die Römer auch das Rhonetal (inkl. Genf), um den Weg von Italien nach Spanien kontrollieren zu können.
Im Jahre 58 v. Chr. hinderte Julius Caesar die Helvetier daran, das Schweizer Mittelland zu verlassen, die den nach Westen drängenden Germanen ausweichen und nach Südfrankreich auswandern wollten. Sie wurden bei Bibracte (Montmort beim heutigen Autun, Burgund, F) von Julius Cäsar gestoppt. Er schickte die Helvetier zurück und siedelte sie als "Puffervolk" an, selbst von römischen Soldaten gut kontrolliert. Nach dem Tod Cäsars gelang es den Römern unter Kaiser Augustus, ihren Einfluss auf Schweizer Territorium zu vertiefen. Die Rhätier gerieten im Jahr 15 v. Chr. unter römische Herrschaft.
Der Versuch der Römer, weiter nach Norden - in das Gebiet des heutigen Deutschland - vorzudringen, scheiterte jedoch. Bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. bildete der Rhein die Nordgrenze des Römischen Reiches.
"Wegen ihrer geografischen Lage sind die Helvetier von allen Seiten richtiggehend eingekreist. Aus diesem Grund können sie keinen Krieg gegen ihre Nachbarn führen, was für ein Volk, das gerne kämpft, sehr schmerzvoll ist. Die Helvetier betrachten die Grösse ihres Territoriums als ungenügend gemessen an der Anzahl Einwohner, den militärischen Fähigkeiten und der Tapferkeit ihres Volkes." Gaius Julius Caesar, (100-44 BC) Die Gallischen Kriege, Buch 1

Das Leben unter römischer Herrschaft

Während der römischen Herrschaft war die Schweiz keine politische Einheit. Das Gebiet war in fünf römische Provinzen unterteilt. Die römische Herrschaft hielt nicht viel von Unterdrückung. Wenn eine neue Provinz erobert war, behielten die lokalen Behörden ihre Funktionen und ihr Ansehen und die Bevölkerung wurde Schritt für Schritt romanisiert. Die offizielle Sprache war zwar Latein, die Umgangssprache blieb jedoch ein keltischer Dialekt.
Als administrative Zentren bauten die Römer Städte. In diesen Städten wurden auch Schulen errichtet, in denen in Latein unterrichtet wurde. Erst als auch auf dem Land Schulen (mit Unterrichtssprache Latein) errichtet wurden, verdrängte das Latein allmählich die keltischen Dialekte.
Das Gebiet der heutigen Schweiz spielte bereits unter den Römern eine wichtige Rolle für den Transitverkehr. Die Römer waren deshalb auch bemüht, die Passstrassen in Stand zu halten oder gar auszubauen. Entlang der Hauptverkehrsachsen wurden Städte gebaut. Die drei wichtigsten waren Aventicum (Avenches, wo sich zwei wichtige Handelswege kreuzten), Augusta Raurica (Augst, am Rhein in der Nähe von Basel gelegen) und Colonia Julia Equestris (Nyon, am Genfersee).
Octodurum (Martigny) wurde zu einem wichtigen Verwaltungszentrum, Genava (Genf) erlangte grosse Bedeutung als Umschlagplatz für Güter, die vom Wasserweg auf den Landweg umgeladen wurden.


Bis 260 n. Chr. erlebte die römische Schweiz einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Die Akkulturation zwischen der keltischen Tradition und den neuen mediterranen Einflüssen erfolgte konfliktfrei. Durch die Urbanisierung und den Bau vieler Strassen verbreiteten sich auch neue Ideen und Lebensgewohnheiten, wie z. B. die vielen Badeanlagen, die man selbst in den kleinen vici (Dörfern) errichtete. Der vicus Lousonna (Lausanne) beispielsweise verdankte seine Bedeutung nicht dem politischen Rang, sondern einzig und allein dem wirtschaftlichen Wohlstand. Weitere ausgegrabene vici waren Aquae Helveticae (Baden AG) und Lenzburg, Bern-Engehalbinsel, Turicum (Zürich) und Vitudurum (Winterthur). Namentlich bekannte vici sind Viviscus (Vevey), Uromagus (Oron-la-Ville), Pennelocus (Villeneuve) und Tasgetium (Eschenz).
In der Spätantike wurde die Schweiz wieder zum Grenzgebiet. Bei der Reorganisation der römischen Provinzen im 3. Jahrhundert durch Kaiser Diokletian wurde die Nordschweiz der neuen Provinz Maxima Sequanorum zugeteilt und entlang des Rheins eine dichte Kette von befestigten Städten, Kastellen und Wachtürmen angelegt (Donau-Iller-Rhein-Limes). Nach dem Einfall der Goten ins Weströmische Reich wurden im Jahr 401 alle römischen Truppen zum Schutz Italiens aus den Gebieten nördlich der Alpen zurückgezogen und die Herrschaft über die Schweiz aufgegeben.

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