Einleitung

Die Schweiz ist ein Land der Sammler. Eine bedeutende Rolle im Kunstmarkt spielen seit langem die grossen Industriellenfamilien, die zum Teil bedeutende Sammlungen zusammengetragen haben, z.B. die Sammlung Oskar Reinhart in Winterthur oder die von Emmanuel Hoffmann in Basel.

Bis in die 1970er Jahre hinein herrschte in der Schweiz die breite Ansicht, dass Kunst privates Engagement erfordere. Öffentliches Engagement und Subventionen gibt es zwar sehr wohl und auch immer mehr. Bemerkenswert ist jedoch, dass die vier grössten, seit 1992 eröffneten Institutionen allesamt privat finanziert worden sind, u.a. auch das Museum Paul Klee.

Kunsthaus Zürich

Das Kunsthaus Zürich geniesst internationales Ansehen. Trägerverein ist die Zürcher Kunstgesellschaft, die seit 1787 in Zürich Kunst sammelt. Heute ist sie der zweitgrösste Kunstverein in Europa. Mit seinen hochkarätigen Ausstellungen landet das Kunsthaus immer wieder Publikumserfolge. Das Kunsthaus pflegt zudem wichtige Sammlungen: Alte Meister, Impressionisten und Expressionisten sowie Werke des Dada. Dazu eine Fotosammlung mit klingenden Namen wie Beuys, Christo, Polke, Rainer und Roth sowie Schweizer Vertreter/-innen wie Burkhard, Danuser, Fischli/Weiss, Lüthi, Signer, Strba, Voita oder Wick. Im Weiteren eine Videosammlung mit Beständen aus den Pionierzeiten des Mediums in den 60er Jahren bis hin zum Videoboom der Gegenwart. Der Museumsbau von Karl Moser wurde 1910 eröffnet, mehrfach vergrössert und von 2001 bis 2005 komplett saniert. Bis 2020 soll das Kunsthaus nach Plänen des preisgekrönten Architekten David Chipperfield erweitert werden.
Kunsthaus Zürich

Fondation Beyeler, Basel-Riehen

Die Fondation Beyeler ist die Eigentümerin der Kunstsammlung von Hildy und Ernst Beyeler, die das Ehepaar während etwa 50 Jahren zusammentrug und 1982 in eine Stiftung überführte. Die Sammlung dokumentiert den persönlichen Blick des Galeristen-Ehepaars auf die Kunst des 20. Jahrhunderts. Es ist der Klassischen Moderne und der Gegenwartskunst gewidmet und umfasst Werke von Jean Arp, Marc Chagall, Edgar Degas, Wassily Kandinsky, Auguste Rodin, Mark Rothko und Andy Warhol.
Ernst Beyelers Traum war, die Werkgruppen grosser Künstler der letzten 100 Jahre mit Skulpturen aus Afrika und Ozeanien an einem geeigneten Ort zu vereinen. Beeindruckt von der Arbeit Renzo Pianos, der u. a. das Centre Pompidou entwarf, beauftragte er den italienischen Architekten mit dem Bau seines Museums. Renzo schuf einen dreiteiligen Museumstrakt, in dem Natur, Tageslicht und Kunst sich begegnen und die Besucher/-innen seit der Eröffnung 1997 begeistert. Nicht zuletzt auch dank dem idyllischen Gelände mit der Villa Berower Gut, das die Gemeinde Riehen zur Verfügung gestellt hatte. Die Fondation Beyeler zeigt jedes Jahr drei grosse Ausstellungen moderner Kunst.
Fondation Beyeler

Landesmuseum Zürich

Viele Schweizer Museen richten ein besonderes Augenmerk auf die Kultur des Landes. Das Landesmuseum in Zürich ist dafür eine besonders nennenswerte Adresse. Zusammen mit dem Château de Prangins und dem Forum Schweizer Geschichte Schwyz sind diese drei Museen unter dem Dach der Schweizer Nationalmuseen vereint. Alle drei präsentieren in ihren Ausstellungen die vielfältige Geschichte und Kultur der Schweiz und geben Einblick in das, was die Schweiz ausmacht. So bietet das Landesmuseum einen unterhaltsamen Parcours durch die Schweizer Geschichte, der auch Kindern Spass macht. Wer Freude hat an den furchterregenden Hellebarden der alten Eigenossen oder am Grabschmuck der Pfahlbauer/-innen, dem sei ein Gang durch die Dauerausstellung empfohlen.
Landesmuseum

Museum Rietberg, Zürich

Das Museum Rietberg ist das einzige Kunstmuseum in der Schweiz, das Schätze aus aussereuropäischen Kulturen zeigt. Es ist in der ehemaligen Villa Wesendonck im Rieterpark untergebracht. Unweit davon schmachtete einst Richard Wagner für die Hausherrin Mathilde, die junge Frau Wesendonck, die dem Künstler in einem Haus ganz in der Nähe „Asyl auf dem Grünen Hügel“ gegeben hatte. Zwar inspirierte diese Liebe Wagner zur Niederschrift des Meisterwerks „Tristan und Isolde“ – aus den beiden wurde trotzdem nichts. Dafür las Wagner fleissig Schoppenhauers Werk und liess sich von dessen Begeisterung für den Buddhismus anstecken. Die Lektüre floss in «Die Sieger» ein – eine Oper, die von der letzten Wanderung des historischen Buddhas erzählt. Die Zürcher Anhänger/-innen Wagners waren so entzückt, dass sie alsbald einen der frühesten Zirkel von Buddhismus-Begeisterten in Europa gründeten. Das erklärt auch, warum das heutige Museum Rietberg eine der schönsten Buddhismus-Sammlungen in Europa zeigt. Im Weiteren beherbergt das Museum die Sammlung von Baron Eduard von der Heydt (1882 – 1964). Dieser trug in 1920er und -30er Jahren eine grosse Sammlung von asiatischer, afrikanischer, amerikanischer und ozeanischer Kunst zusammen. Seit 2007 ist im Museum dank einem modernen Ergänzungsbau doppelt so viel Ausstellungsfläche vorhanden.
Museum Rietberg

Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich

Das 1996 gegründete Migros Museum für Gegenwartskunst versteht sich als Ort, wo Kunst entsteht und über Kunst nachgedacht wird. Das Museum ist im Löwenbräu-Areal untergebracht – früher wurde das gleichnamige Zürcher Bier dort gebraut. Das Museum orientiert sich wenig an Bewährtem und stellt Kunst aus, die in enger Zusammenarbeit und im Austausch mit den Künstler/innen entsteht. Heute resultiert ein grosser Teil der Sammlungsankäufe aus den Ausstellungen. Die Sammlung des Museums geht zurück auf Gottlieb Duttweiler. Er begann in der Mitte der 1950er Jahre, Kunstwerke von lokalen und nationalen Künstlern anzukaufen. In den 1970er Jahren konzentrierte sich das Museum auf Minimal Art, deutsche Malerei und wichtige Schweizer Arbeiten. Seit den letzten zwei Jahrzehnten liegt der Schwerpunkt auf zeitgenössischer Kunst u. a. von Maurizio Cattelan, Spartacus Chetwynd, Rachel Harrison, Tatiana Trouvé und Christoph Schlingensief.
Migrosmuseum

Collection de L‘Art Brut, Lausanne

Lausanne verdankt seine Collection de l’Art Brut Jean Dubuffet. Der französische Künstler und Sammler war fasziniert von autodidaktischen Künstlern und sammelte deren Werke. Er prägte den Sammelbegriff „Art brut“ oder „rohe Kunst“ für die Kunst von Laien, Kindern und Menschen mit geistiger Behinderung. 1971 übergab er seine Sammlung der Stadt Lausanne. Dubuffets Sammlung ist seit 1976 öffentlich zugänglich und seither kontinuierlich gewachsen. Mit temporären Ausstellungen zu einzelnen Künstlern oder Themen hat sich das Museum einen Namen gemacht. Die Sammlung umfasst heute über 63‘000 Werke von 400 nationalen und internationalen Künstlern. Rund 700 Werke sind permanent in den Räumen des Château de Beaulieu ausgestellt.
Collection de L'Art Brut

Haus für elektronische Künste, Basel

Das Haus für elektronische Künste Basel widmet sich dem breiten Spektrum der elektronischen Künste. Es führt die Aktivitäten des Forums für neue Medien und des Festivals der elektronischen Künste Shift unter einem Dach zusammen. Es versteht sich als ein Zentrum für zeitgenössische Kunst, die elektronische Medien verwendet und ihren Gebrauch reflektiert. Das Haus für elektronische Künste befasst sich mit der Konservierung, Archivierung und Dokumentation von digitaler Kunst. Seine Ausstellungen, Konzerte, Vorträge, Führungen und Workshops richten sich an ein breites Publikum.
Haus für elektronische Künste

Tinguely Museum, Basel

In der Sammlung des Museum Tinguely können die Besucher/-innen Arbeiten aller Phasen und Werkgruppen von Jean Tinguely (1925–1991) bewundern und sich einen Überblick über das Gesamtwerk des Künstlers verschaffen. Neben Skulpturen zeigt die Sammlung eine Vielzahl von Zeichnungen, Dokumenten, Ausstellungsplakaten, Katalogen und Fotografien. Temporäre Leihgaben runden das Angebot ab. Imposant ist auch der Museumsbau des bekannten Schweizer Architekten Mario Botta. Direkt am Rhein schuf er einen ungewöhnlichen „Spielraum“ für Tinguelys Werke. In der gewaltigen zentralen Halle finden bis zu zwanzig Maschinenskulpturen Platz. Nach dem Museumsbesuch lädt der historische Solitude-Park mit seinem alten Baumbestand, der Rheinpromenade und einem Bistro zum Entspannen und Geniessen ein.
Tinguely Museum

Zentrum Paul Klee, Bern

Die Sammlung Paul Klee zeigt Werke des Künstlers und thematisiert in wechselnden Ausstellungen immer wieder neue Aspekte im Schaffen Klees (1879–1940). Im Kunst-Depot des Zentrum lagern gut 4'000 Werke. Damit verfügt das Berner Museum über die weltweit bedeutendste Sammlung von Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen dieses Künstlers, dessen vielseitiges Werk dem Expressionismus, Konstruktivismus, Kubismus, Primitivismus und dem Surrealismus zugeordnet wird. Im Begleitprogramm lädt das Museum zu Musik-, Literatur-, Theater- und Tanzveranstaltungen. Den jüngsten Besucher/-innen bietet das Kindermuseum Creaviva eine bunte Palette an Angeboten für unterschiedlichste Altersgruppen.
Zentrum Paul Klee

Kirchner Museum, Davos

Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) lebte von 1918 bis zu seinem Freitod in Davos. Vermutlich nahm er sich das Leben aus Verzweiflung, weil die Nazis seine Kunst als entartet gebrandmarkt hatten. Nach Davos war Kirchner gekommen, weil er hoffte, dort von seinen Lähmungen geheilt zu werden. Davos und seine Umgebung inspirierten den Künstler zu vielen bedeutenden Werken. Das Museum bietet das aussergewöhnliche Erlebnis, Kirchners Kunst am Ort ihrer Entstehung zu sehen. Nebst Kirchners expressivem Werk verdient auch der Museumsbau der beiden bekannten Zürcher Architekten Annette Gigon und Mike Guyer Beachtung. Das Gebäude unterstützt die Präsentation und Wahrnehmung von Kirchners Kunst und öffnet den Ausblick in die alpine Landschaft, die Kirchners Schweizer Werk prägte. Für die innovative Nutzung des Tageslichts gewann das Museum einen Award der ETH.
Kirchner Mueseum

Segantini Museum, St. Moritz

Giovanni Segantini (1858–1899) gilt als bedeutender Künstler des realistischen Symbolismus und als grosser Erneuerer der Alpenmalerei im ausgehenden 19. Jahrhundert. Der staatenlose Künstler zog 1894 ins Engadin. Während seiner Arbeit auf dem Schafberg hoch über Pontresina starb er 1899 überraschend. Bereits neun Jahre später eröffnete St. Moritz ein Museum, um Segantinis bedeutendes Werk zu würdigen. Heute beherbergt das Museum weltweit die umfangreichste Gruppe von Werken des Künstlers. Seit der Ausstellung zum 100. Todestag des Künstlers zeigt das Segantini Museum in der Regel alle zwei Jahre eine kleine, aber bemerkenswerte Sommerausstellung zu spannenden Aspekten im Werk des Künstlers.
Segantini Mueseum

Sammlung Rosengart, Luzern

Liebhaber/-innen des Impressionismus und der Klassischen Moderne lassen sich die Sammlung Rosengart  nicht entgehen. Die Sammlung von Siegfried und Angela Rosengart (Vater und Tochter) zählt über 300 Werke von 23 verschiedenen Künstlern mit klingenden Namen. Nebst Pablo Picasso und Paul Klee sind dies Bonnard, Cézanne, Chagall, Dufy, Kandinsky, Matisse, Miró, Modigliani, Monet, Renoir... Alles Wegbereiter, die der Kunst in Richtung Abstraktion entscheidende Impulse gaben. Ein Schwerpunkt der Sammlung ist das Werk von Pablo Picasso. Dank der Freundschaft der Rosengarts mit Picasso sind über 32 Gemälde vorwiegend aus dem Spätwerk in Luzern zu bewundern. Ergänzend sind mehr als 100 Zeichnungen, Aquarelle und graphische sowie plastische Arbeiten des vielseitigen Künstlers ausgestellt. Fotos von David Douglas Duncan geben zudem einen Einblick in das Leben des Malers. 125 Aquarelle, Zeichnungen und Gemälde von Paul Klee bilden den zweiten Schwerpunkt in der Sammlung. Sie dokumentieren alle Schaffensperioden und zeugen vom bildnerischen und erzählerischen Reichtum in Klees Werken.
Sammlung Rosengart

Sammlung Oskar Reinhart „Am Römerholz“, Winterthur

Die ehemalige Villa des Kunstsammlers Oskar Reinhart (1885–1965) vereint über zweihundert Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen europäischer Kunst. Den Kern der Sammlung bilden die Gemälde der französischen Impressionisten und deren unmittelbare Vorläufer. Courbet, Daumier, Renoir, Manet und Cézanne sind mit grösseren Werkgruppen vertreten und veranschaulichen den Weg dieser Künstler in die Moderne.
Die Sammlung befindet sich in erhöhter Lage am Waldrand in der Villa «Am Römerholz». Das Gebäude wurde vom Genfer Architekten Turrettini um 1915 entworfen und ist ein Beispiel für eine repräsentative Stadtvilla eines Unternehmers, der im Laufe der Industrialisierung zu Reichtum gekommen ist. Ein Besuch wert ist auch die grosszügige Gartenanlage. Sie gehört zu den besterhaltenen und schönsten in der Schweiz.
Römerholz