Erste Siedler in der Schweiz
Zu den interessantesten archäologischen Funden in der Schweiz gehören zweifellos die Seeufer-Siedlungen aus Pfahlbauten. Die ältesten stammen aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. und zeugen vom Leben vor der Zeit der Helvetier, Rätier und Römer.
Seeufer-Siedlungen
Die ersten derartigen Bauten entdeckte man im Winter 1853/54 am Zürichsee, der seinerzeit einen ungewöhnlich niedrigen Wasserstand hatte. Daraufhin setzte eine vielerorts erfolgreiche Suchwelle in zahlreichen Seen und Feuchtgebieten des Alpenvorlandes ein. Das "Pfahlbaufieber" griff sogar nach Italien, Norddeutschland, Schweden und Schottland über, wo man ebenfalls archäologische Fundstätten in offenen und verlandeten Gewässern fand. Schon bald aber hob sich durch Gemeinsamkeiten im Fundgut und durch zeitliche Einordnung deutlich ein "Pfahlbaukreis" rund um die Alpen ab.Die Entdeckung dieser Ufer- und Moorsiedlungen war eine Sternstunde der archäologischen Forschung. Sie galten nicht zuletzt deshalb als Sensation, weil man bis zu ihrer Entdeckung kaum etwas über die Geschichte der Schweiz vor der Zeit der Helvetier und Römer gewusst hatte. Nun kamen -unter Wasser vom Luftsauerstoff abgeschlossen und in erstaunlicher Frische konserviert- Haushaltsgegenstände, Geräte für Holzbearbeitung, Wald- und Landwirtschaft, Waffen, Jagd- und Fischereigerät, Schmuck und Kleidungsstücke zum Vorschein; fertige Produkte, Halbfabrikate und Bearbeitungsabfälle, die im Siedlungsalltag verloren gegangen, weggeworfen oder bei Brandkatastrophen untergegangen waren. Vor allem fanden sich in den Kulturschichten ganze Lagen von Kultur- und Sammelpflanzen, Knochen von Haus- und Wildtieren, die Einblick in Nahrungsgewohnheiten und Wirtschaft der Siedler gewährten.
Die Siedler bauten ihre Häuser auf Pfählen an den Seeufern, damit sie kein wertvolles Agrarland verbauen mussten. Die Bewohner/-innen der Pfahlbauten mussten jedoch flexibel sein: bei Hochwasser waren sie nicht selten gezwungen, ihre Häuser vorübergehend oder für immer zu verlassen. Trotz dieser Risiken wurde während rund 3'000 Jahren in Pfahlbausiedlungen gewohnt.
Die bekannteste Seeufer-Siedlung war das keltische Dorf in La Tène am Neuenburgersee. Nach diesem Ort ist die Kultur der späten Eisenzeit, die um 450 v. Chr. begann, benannt. Weitere wichtige Ausgrabungen finden sich am Neuenburger- und Bielersee in der Westschweiz, am Zuger- und Zürichsee in der Zentralschweiz sowie am Bodensee in der Ostschweiz.
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