Bruggen und die Brückenlandschaft vor St. Gallen - Sittertal
Überblick
Einleitung
Auf kleinem Raum erstreckt sich um Bruggen, heutiges Quartier der Stadt St. Gallen, eine einmalige Brückenlandschaft mit fast 20 Brücken aus dem 18. bis 20. Jahrhundert. Diese sind in Spannweite, Höhe und Konstruktion sehr unterschiedlich: Von altertümlichen Holzbrücken im Talboden bis zu hohen Stahl- und Betonbrücken, deren Bau international Aufmerksamkeit erregte.
Bruggen liegt hoch über dem Sittertal. Auf drei Seiten fallen die felsigen und grösstenteils bewaldeten Hänge steil zum Fluss hinab. Der Ort ist schon im 13. Jahrhundert als wichtiger Brückenkopf belegt und gibt einen interessanten Einblick in die industrielle Entwicklung des 19. Jahrhunderts. Hier treffen Fabriken mit den dazugehörigen Reihen von einheitlichen Arbeiterwohnhäusern und dörfliche Bauten aufeinander.
Ab dem Spätmittelalter wurde die Wasserkraft der Sitter intensiv genutzt, etwa von Papiermühlen, Spinnereien, Stickereien und Färbereien. Ab Ende des 19. Jahrhunderts diente der Fluss auch der Stromerzeugung. Mit dem gewerblichen und industriellen Aufschwung erlangten die Verkehrswege und somit die Brücken noch grössere Bedeutung.
Besonders eindrucksvoll ist das 100 Meter hohe und 365 Meter lange Sitterviadukt der Südostbahn. Es sorgte 1925 mit seinen drei hohen Pfeilern aus gusseisernen Elementen in ganz Europa für Aufsehen. Die doppelspurige Brücke hat weite Gewölbe mit eleganten Bögen und ist mit einheimischen Steinen verkleidet. Sie ist die höchste Eisenbahnbrücke der Schweiz und die höchste, normalspurige Eisenbahnbrücke in Europa. Ganz anderer Natur ist die gedeckte Holzbrücke über die Urnäsch von 1780: Aufgrund ihrer historischen Inschriften wird sie auch sprechende Brücke genannt
Ausflugstipp
Auf dem St. Galler Brückenweg, einer rund zweistündigen Wanderung, entdecken Gäste insgesamt 18 Viadukte, Hängestege, Holz- und Betonbrücken. An allen Konstruktionen findet sich eine Informationstafel mit Details zum Bau, zum Baujahr oder zur Geschichte. Interessant sind auch jene Stellen, bei denen Brücken und Viadukte in verschiedenen Höhenlagen zu sehen sind.
ISOS steht für das Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung. Das Inventar wird durch das Bundesamt für Kultur (BAK) erarbeitet. Das ISOS bezeichnet die wertvollsten Siedlungen der Schweiz. Es zählt heute rund 1200 Ortsbilder, vom Weiler bis zur Stadt. Das Inventar ermöglicht es, die Entwicklung und die Identität der von ihm erfassten Siedlungen zu verstehen. Es trägt somit zur Bewahrung der schweizerischen Architekturvielfalt bei und fördert eine nachhaltige Planung sowie eine hohe Baukultur.