Das nasse Gold. Mit Suonenwächter Jean-Charles Bornet unterwegs auf der historischen Wasserleitung Bisse Vieux in Nendaz.

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Einleitung

Das südliche Wallis ist regenarm. Damit die Bauern ihre Felder bewässern können, haben sie spektakuläre Wasserleitungen gebaut. Eine davon ist die Bisse Vieux bei Nendaz aus dem Jahr 1658, die immer noch Wasser führt. Seit mehr als 35 Jahren kümmert sich Jean-Charles Bornet um «seine» Bisse Vieux – und sorgt damit dafür, dass die Aprikosen in Fey so saftig sind.

Nendaz und Veysonnaz, Wallis

Die Destination Nendaz-Veysonnaz ist ein Paradies für Suonenwanderer. Sie besitzt mit acht «Bisses» das grösste noch aktive Suonennetz der Schweiz.

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Wallis
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Der Suonenwächter der Bisse Vieux.

Keiner kennt die Bisse Vieux besser als Jean Charles Bornet. Seit mehr als 35 Jahren kümmert er sich um die historische Wasserleitung in Nendaz. Vom Sekretär, Präsidenten, Kassier bis zum Suonenwächter hat er seine Suonen schon in den unterschiedlichsten Funktionen betreut.

Jean-Charles Bornet
Die Bisse Vieux bringt wertvolles Wasser in eine landwirtschaftliche Gegend, in der es kein Wasser gibt.
Jean-Charles Bornet

Wasserleitungen mit viel Geschichte.

Um im Wallis Landwirtschaft zu betreiben, muss das kostbare Wasser aus den schneereichen Walliser Bergen in die fruchtbaren Hänge oberhalb des Rhonetals geleitet werden. Dazu haben die Walliser ausgeklügelte Wasserleitungen gebaut, sogenannte Suonen (Deutsch) oder Bisse  Französisch). Die Bisse Vieux wird im Jahr 1658 erstmals schriftlich erwähnt, ist aber wohl noch einiges älter. Früher bestand die 7 Kilometer lange Suone mehrheitlich aus Holzrinnen. Heute hat die Suone mancherorts kleine Helferlein wie Eisenkästen oder einen Steinkanal, damit sie ihr wertvolles Wasser nicht verliert.

Der Bach la Printse führt eiskaltes Wasser aus dem Stausee Lac de Cleuson. Von ihm speist die Bisse Vieux ihr Wasser.

Ein Bach für viele Suonen.

Neben der Bisse Vieux speisen noch andere Suonen ihr Wasser aus dem Bach La Pintse. Diese führen nicht nur nach Nendaz, sondern auch nach Veysonnaz. Die einfachen Wanderungen entlang der Suonen ermöglichen Entdeckungstouren zwischen den beiden Destinationen.

Frühlingsputz der Suone.

Die Bisse Vieux führt von Mitte Mai bis Ende September Wasser. Zum Saisonstart findet eine grosse Putzaktion statt, bei der rund 20 Leute aus dem Dorf mithelfen. Gemeinsamen entfernen sie Steine und Äste aus der Wasserleitung, die sich im schneereichen Winter angesammelt habe . Diese würden die Suone stauen oder gar zerstören.

Sprengstoff, wenn nichts mehr geht.

Nach dem Frühlingsputz beginnt die eigentliche Arbeit für Jean-Charles Bornet. «Während des Sommers reinige ich die Suone etwa alle zwei bis drei Tage. Meist reichen dabei meine Hände oder die Hacke. Wenn grössere Objekte die Suone behindern, kommt sogar manchmal Dynamit zum Einsatz», so Jean-Charles Bornet.

Nendaz, Aprikosenplantage

Ohne Suone keine Aprikosen.

Auch die faire Verteilung des Wassers unter den Landeigentümern und Bauern gehört zu Jean Charles Bornets Aufgabe. Die Suone ist an manchen Stellen mit Schleusen versehen, um das Wasser regeln zu können. «Ein trockener Sommer mit Wasserknappheit konnte früher zu Unstimmigkeiten zwischen den Bauern führen» erklärt Jean-Charles Bornet. «Denn ohne Bewässerung keine Landwirtschaft. Heute haben wir das aber gut im Griff.»

Vom Experten geprüft: Jean-Charles Bornet ist auch Präsident der Landwitschaftskommission der Gemeinde Nendaz.
Rund 350 Personen haben das Recht, das Wasser der Bisse Vieux zu nutzen. Ein klares Verteilprinzip ist daher sehr wichtig.
Jean-Charles Bornet

Die Bisse Vieux liefert unter anderem Wasser für den Anbau der beliebten Walliser Aprikose. Zwischen dem Bergdorf Haute-Nendaz und dem Rhonetal liegt das Dorf Fey, um welches grossflächig Aprikosen angebaut werden. Rund 80 000 Aprikosenbäume werden mit dem Wasser der Bisse Vieux bewässert und tragen somit dazu bei, dass diese so saftig sind.

Nendaz, Wanderer

Glückliche Bauern und glückliche Wanderer.

Direkt entlang der der Bisse Vieux führt heute ein schöner und beliebter Wanderweg. Die Suone ist längst nicht mehr nur für die Landwirtschaft wichtig, sondern hat sich zur touristische Attraktion von Nendaz gemausert.

«Weil eine Suone, die Wasser führt, schöner ist, lassen wir sie bis Mitte Oktober in Betrieb. Dies obwohl die Landwirte dann nicht mehr bewässern. Das Wasser ist dann nur noch für das Auge da,» lacht Jean- Charles Bornet. Die Wanderer danken es ihm.

Darf nicht fehlen nach getaner Arbeit: Die Aussicht auf Veysonnaz und ins Nendaztal geniessen.

Wandervorschlag entlang der Bisse Vieux.

Diese einfache, rund 3.5 stündige Suonenwanderung führt entlang der Bisse Vieux und Bisse du Milleu durch schöne Fichten- und Lärchenwälder und über Weiden zurück nach Nendaz.

Alle Informationen zur Route

  • 3.5 Std. Wanderdauer für die gesamte Rundwanderung. Die Wanderung ist aufteilbar. Der Abschnitt entlang der Bisse Vieux dauert etwa 1.5 Stunden.
  • 13km Länge des gesamten Rundwegs
  • 360m Höhenmeter (Auf- und Abstiege)
  • 1 Tag. Tageswanderung. Wer lieber gleich mehrere Tage unterwegs ist, dem sei die 5-tägige Suonenwanderung von Martigny bis Grimentz empfohlen.
Key Story, Karte Valais Nendaz