Einleitung

Die Reformation in der Schweiz ging von verschiedenen Zentren und Reformatoren aus. Eine grosse Rolle spielten dabei Ulrich Zwingli, der ab 1523 in Zürich wirkte sowie Johannes Calvin, der ab 1536 Genf zum «protestantischen Rom» machte.

Ulrich (oder Huldrych) Zwingli, 1484-1531

Ulrich Zwingli stammte aus einer reichen Toggenburger (Ostschweiz) Bauernfamilie. Seine Eltern hatten genügend Geld, um Ulrich eine ausgezeichnete Ausbildung zu ermöglichen. Er galt als äusserst sprachbegabt und konnte die Bibel sowohl im griechischen als auch im hebräischen Original lesen. In Zürich begann Ulrich Zwingli, nachdem er die Katastrophe von Marignano und eine Pesterkrankung überlebt hatte und die Bibel nun als wichtigstes Mass der Entscheidung rund um die Religion ansah, ab 1519 eine Reform der Kirche durchzuführen, die zur Gründung der Reformierten Kirche führte. Zwingli predigte gegen Verehrung von Bildern, Reliquien und Heiligen, ausserdem engagierte er sich gegen Zölibat und katholische Messe. Er versuchte seine Reformation in der ganzen Schweiz zu verbreiten, als Politiker träumte er von einer erstarkten Eidgenossenschaft reformierten Glaubens. Ein wichtiger Erfolg für Zwingli war 1523 die Einführung des neuen Glaubens in seiner Heimatstadt Zürich. Zürich stand bis 1520 auf der Seite der französisch-deutschen Koalition gegen Habsburg und den Papst – die Einführung der Reformation ist auch unter diesem politischen Gesichtspunkt zu sehen. Später folgten die Städte Basel, Schaffhausen und St. Gallen dem Zürcher Beispiel ebenso wie Bern. In den Landständen Appenzell, Glarus und in den Drei Bünden sowie im Thurgau, im Rheintal und in der Fürstabtei St. Gallen konnte sich die Reformation ebenfalls grösstenteils durchsetzen.
Zwingli starb 1531 in einem Kampf gegen katholische Soldaten aus der Zentralschweiz.

Jean Calvin, 1509-1564

Der Franzose Jean Calvin kam 1536 zum ersten Mal nach Genf, nachdem er mit der römisch katholischen Kirche gebrochen hatte. Genf war zu dieser Zeit noch kein Teil der Eidgenossenschaft, pflegte jedoch enge Beziehungen zu Bern und Zürich.
1538 verliess Calvin Genf wieder, da die Bevölkerung gegen seine strengen moralischen Vorgaben revoltierte. 1541 holten ihn seine Anhänger jedoch wieder zurück und er setzte sein Reformationswerk fort. An seiner Haltung hatte sich zwar nichts geändert, seine Massnahmen waren diesmal jedoch effizienter. Calvin gelang es diesmal, die Regierung von seinen Grundsätzen zu überzeugen: Calvin propagierte harte Arbeit und setzte sich für soziale Gerechtigkeit ein.
Diese Philosophie begünstigte die Entwicklung des modernen Kapitalismus. Calvin setzte sich für eine gute Ausbildung in Wissenschaft und Kunst ein und förderte auch Handwerk und Handel, was dazu führte, dass Genf zu einer florierenden Stadt wurde.

Genf unter dem Einfluss Calvins

Calvins Wirken hatte einen grossen Einfluss auf Genf. Sein Versuch, die Macht an die Geistlichen zu übertragen, liess niemanden kalt. Einige waren begeistert, andere fanden dies lächerlich. Genf erhielt spöttischerweise sogar den Übernamen: "Hieropolis" (die heilige Stadt).
Der Charakter der Stadt änderte sich unter Calvin erheblich. Einerseits wegen der neuen Regierungsform, die Calvin einführte, und andererseits wegen der vielen Flüchtlinge aus Frankreich, Italien, Holland und England, die vor der religiösen Verfolgung in ihren Ländern flohen. Diese Immigranten unterstützten Calvin, was den Missmut der Einheimischen, die um ihren Einfluss fürchteten, schürte. 1555 wurde jedoch ein Aufstand der alt eingesessenen Genfer zerschlagen.


Einige Flüchtlinge wurden zu Calvinismus-Lehrern ausgebildet. Einer dieser Flüchtlinge war John Knox, der Gründer der Church of Scotland (schottische Kirche).


Unter den Flüchtlingen gab es auch viele Drucker und Publizisten, welche einen grossen Beitrag zur Verbreitung des reformatorischen Gedankenguts leisteten. 1559 wurde die "Académie de Genève" (heutige Universität) gegründet. Die Académie mit ihrem theologischen und humanistischen Seminar brachte viele Studierende nach Genf.


Unter den Flüchtlingen, die im Zuge der Reformation nach Genf kamen, waren auch viele Handwerker, Banker und andere Berufsleute, welche viel zur Entwicklung der Stadt beitrugen.
Der Savoyer Herzog Karl-Emmanuel I unternahm 1602 einen letzten Versuch, Genf zurück zu erobern. Sein nächtlicher Angriff scheiterte jedoch am Widerstand der Bevölkerung. Diesen gescheiterten Eroberungsversuch nennt man "Escalade" - in Erinnerung an die Leitern, welche die Savoyer an die Stadtmauern gestellt hatten, um in die Stadt einzudringen.

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