Unterwegs auf der Via Alpina. Im Fokus: Die Königsetappe von der Griesalp nach Kandersteg.

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Einleitung

Die Via Alpina zählt zu den schönsten Passwanderungen der Schweiz. Insbesondere die sechs Etappen im Berner Oberland von Meiringen zur Lenk warten mit zahlreichen Highlights: Die berüchtigte Eigernordwand, spektakuläre Pässe und eindrückliche Gletscherlandschaften. Damit die Wanderwege weiterhin gut begehbar bleiben, arbeiten Bernhard Mani und sein Team mit viel Hingabe und Körpereinsatz den Sommer über auf den Wegen.

Tourismusregion Adelboden-Lenk-Kandersteg

Tiefblaue Seen, idyllische Täler, imposante Berge, und urchige Dörfer – das alles finden Gäste in der Ferienregion Berner Oberland. Insbesondere die über 4622 Kilometer Wanderweg sind attraktiv für Aktivurlauber auf der Suche nach Erholung in beeindruckender Natur.

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Übersichtskarte
Kandersteg
Bern Region
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Arbeitsplatz Wanderweg.

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Bernhard Mani, Wanderwegmacher

Die Leidenschaft zu den Bergen wurde Bernhard Mani in die Wiege gelegt: Als Sohn einer Bergbauernfamilie war er schon als kleiner Junge viel in den Bergen unterwegs. Auch als Erwachsener blieb er den Bergen treu: Im Winter Skilehrer, im Sommer Bergführer und über 30 Jahre Hüttenwart der Blüemlisalphütte. Auch heute mit seinen 84 Jahren ist er noch aktiv in den Bergen. Als einer von vier Wanderwegmachern unterhält er die Wanderwege zwischen Sefinenfurgge und Hohtürli. 

Bundalp, Bernhard Mani

Jobbeschreibung Wanderwegmacher

Bernhard und seine drei Arbeitskollegen sind für die Instandhaltung der Wanderwege zuständig. Die rund 40 Kilometer zwischen Sefinenfurgge und Hohtürli sowie zum Gamchigletscher sind sehr aufwändig. Von Ende Juni bis Mitte Oktober verbringen Bernhard und seine Arbeitskollegen fast 400 Stunden damit, Steine zu räumen, Treppen zu reparieren und Wege neu anzulegen. Insbesondere der Weg über den Gamchigletscher braucht viel Aufmerksamkeit. Wegen des Gletscherrückgangs ist der Weg ständig in Bewegung und der Weg muss ständig neu angelegt werden. 

Die Standardausrüstung ist immer im Rucksack mit dabei: Kleines Werkzeug, Seil, Erste-Hilfe-Set, Seidenschlafsack und natürlich darf auch ein Feldstecher nicht fehlen. Mit etwas Glück erspäht man Bergwild wie Steinböcke, Murmeltiere oder Bartgeier.

Wer ist für den Unterhalt der Wanderwege zuständig?

In der Schweiz gibt es über 65‘000 Kilometer Wanderwege. Die Verantwortung für den Bau und Unterhalt dieser Wege liegt meist bei den Gemeinden. Gerade für kleine Gemeinden in den Bergregionen ist das eine grosse Herausforderung. Aufgrund fehlenden finanziellen Mittel sind sie auf Freiwillige wie Bernhard angewiesen, die für ihre Arbeit nur eine kleine Entschädigung erhalten. Doch beim Arbeiten in der freien Natur mit diesem einzigartigen Panorama ist das schnell vergessen. 

Königsetappe Griesalp - Kandersteg.

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Auf der Griesalp im Kiental startet die Königsetappe (Etappe 13) der Via Alpina. Die idyllischen Alp zuhinterst im Tal eröffnet eine märchenhafte Welt, die nicht von ungefähr zum UNESCO-Welterbe «Schweizer Alpen» gehört. Unten eine liebliche Tallandschaft, oben wildes Hochgebirge und mittendrin das Naturparadies Griesalp. Selbst Internetempfang sucht man hier vergebens. 

Via Alpina, Karte

Gemütlicher Einstieg bis zur Bundalp

Es ist kurz vor Mittag, Bernhard Mani packt sein Arbeitsmaterial in den Rucksack. Den Rucksack auf, die Wanderschuhe geschnürt und die Wanderstöcke in der Hand. Bernhard ist bereit für seinen Arbeitstag. Zu Beginn führt der sanft ansteigende Wanderweg durch den Wald. Ist die Baumgrenze überwunden, geht es über saftige Weiden hinauf zur Bundalp. Auf der Hochebene lohnt es sich, eine Pause einzulegen und im Berghaus Bundalp frischen Alpkäse einzukaufen. Eine Stärkung ist notwendig, denn die nächsten 3 Stunden werden intensiv. 

Alpkäse vom Berghaus Bundalp und ein frisches Stück Brot: die optimale Stärkung vor dem Aufstieg und den bevorstehenden Arbeiten am Weg.

Arbeiten mit Panoramablick.

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Frisch gestärkt geht es weiter. Der Weg führt erst über grosse Weiden und wird mit zunehmender Höhe sukzessive steiler. Doch Bernhard lässt sich nicht aus der Ruhe bringen: Schritt für Schritt geht es aufwärts in schön gleichmässigem Tempo. Kleine und grössere Steine werden gekonnt während des Wanderns mit einem sanften Kick vom Weg entfernt. Pausen gibt es nur, um die Schrauben eines Wegweisers anzuziehen oder Brennnesseln zurückzuschneiden. Für ein kurzes Gespräch mit neugierigen Wanderinnen und Wanderer nimmt sich Bernhard aber gerne Zeit.

Was mir an der Arbeit gefällt, ist der Kontakt mit den Gästen, den wir unterwegs haben. Da haben wir manch ein interessantes Gespräch.
Bernhard Mani, Wanderwegmacher

Schritt für Schritt dem Ziel entgegen.

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In stetigen Zickzack schlängelt sich der Wanderweg nach oben. Die grünen Weiden lässt Bernhard schon bald hinter sich und die Landschaft wechselt zu einem kargen Schotterhang. Uf der Wart angekommen, gibt es eine letzte Trinkpause. Beim Blick zurück wird sichtbar, wie viel bereits geschafft ist. Das Ziel Hohtürli ist zum Greifen nah. Lediglich 300 Höhenmeter gilt es noch zu überwinden. Doch diese haben es in sich: Über steile Treppen geht es auf direktem Weg gen Himmel. Die mehr 580 Treppenstufen sind kräftezehrend, aber der Aufstieg lohnt sich.

Höchster Punkt der Via Alpina erreicht. Das Hohtürli auf 2778 m.ü.M.

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Auf dem Hohtürli angekommen, werden die Wanderer belohnt mit einer einmaligen Aussicht: Das Blüemlisalphorn mit seinem imposanten Gletscher, die Wilde Frau und bis hin zum Wildstrubel auf der einen Seite. Auch der Blick zurück geizt nicht mit spektakulärem Panorama. Das Dreigestirn mit Eiger, Mönch und Jungfrau sowie das Schilthorn, der Niesen und der tiefblaue Thunersee sind im Blickfeld. Ein Schild am Wegweiser teilt mit, dass das Nachtlager in der Blüemlisalphütte nur noch 7 Minuten entfernt ist. Mit zu recht erschöpften Beinen und knurrendem Magen nimmt Bernhard die letzte Teilstrecke auf sich, wohl wissend, dass das verdiente Bier bereits in der Hütte wartet.

Abstieg im Angesicht imposanter Gletscherwelt.

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Der nächste Tag

Nach einer kurzen aber erholsamen Nacht in der Hütte begibt sich Bernhard auf den Abstieg. Zum Glück ist das Pickel immer noch in seinem Gepäck, denn unterwegs trifft er auf einen Wegabschnitt, der repariert werden muss. Der Schotterhang Richtung Kandersteg ist sehr instabil und muss nach starken Regenfällen kontrolliert und repariert werden. Das Werkzeug ist schnell zur Hand und der Weg nach kürzester Zeit wieder begehbar. Bevor der weitere Abstieg unter die Füsse genommen wird, beobachtet Bernhard einen Bartgeier. Der Raubvogel sei wohl sehr alt, meint er, so gross wie der ist. Eine halbe Stunde später zeigt Bernhard etwas unterhalb des Wanderweges auf zwei Gämse.

Blaues Juwel inmitten rauer Bergwelt

Über Moränen steigt der Wanderweg langsam ab, bis man ihn beim Berghaus Oberbärgli erblickt: Den Oeschinensee. Der Bergsee gilt für viele als einer der schönsten Bergseen der Alpen. Gespiesen wird er von den Gletscherbächen der Dreitausender Blüemlisalp, Oeschinenhorn, Fründehorn und Doldenhorn. Der saubere See lädt zu einem kühlen Bad nach anstrengender Wanderung ein. Im Hochsommer kann die Temperatur bis auf 20°C ansteigen. 

Weitere Informationen

Ein erfolgreicher Arbeitstag in schönster Kulisse geht zu Ende. Die Wanderwege sind wieder in bester Ordnung und bereit für intensive, aber lohnenswerte Weitwanderungen.

Via Alpina im Berner Oberland

Kaum eine andere Weitwanderung ist so abwechslungsreich wie die Via Alpina-Etappen von Meiringen zur Lenk: tiefe Täler, saftig grüne Wiesen, steile Schutthänge, lebendige Tourismusorte und einsame Alpen. Auf den sechs Etappen erleben Gäste das Wanderland Schweiz von seiner schönsten Seite. Insgesamt gilt es, sechs Pässe zu bezwingen, die den Wandernden einiges abverlangen. Belohnt werden sie mit atemberaubenden Aus- und Tiefblicken. Viele der Etappen können bei Bedarf mit einer Bergbahn oder dem Postauto abgekürzt werden. 

Weitere Informationen

  • 112 Kilometer liegen zwischen dem Start in Meiringen und dem Ziel Lenk.
  • 8250 Höhenmeter bergwärts gilt es auf den sechs Tagesetappen zu überwinden. Es bieten sich immer wieder Möglichkeiten, mit einer Bergbahn oder dem Postauto abzukürzen.
  • 2778 m.ü.M ist das Hohtürli, der höchste Punkt der Via Alpina.