Geheimes Paradies: Grande Cariçaie. Ort der Stille und Vielfalt.

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Einleitung

Die Grande Cariçaie ist das grösste Seeuferfeuchtgebiet der Schweiz und beherbergt seltene und bedrohte Flora und Fauna. Für uns Menschen bietet sie Ruhe und Erholung inmitten einer reichen Natur.

Grande Cariçaie

Die Grande Cariçaie erstreckt sich über eine Länge von 40 Kilometer am südlichen Ufer des Neuenburgersees und liegt in den Kantonen Freiburg, Waadt, Neuenburg und Bern. Der grösste Teil der Grande Cariçaie liegt auf dem Gebiet von Waadt und Freiburg. Sie umfasst acht Naturschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von etwa 3000 Hektar und ist somit das grösste Seeuferfeuchtgebiet der Schweiz. Diese äusserst hilfreiche Karte der Grande Cariçaie ist nicht nur übersichtlich gestaltet, sondern enthält auch wertvolle Informationen über die Grande Cariçaie und ihre Flora und Fauna.

Grande Cariçaie, Luftaufnahme

In der Grande Cariçaie sind ungefähr 10 000 Tierarten und 800 Pflanzenarten beheimatet. Sie beherbergt somit einen Viertel der Schweizer Flora und Fauna, darunter zahlreiche seltene und bedrohte Arten. Diese reiche Artenvielfalt gilt es unbedingt zu bewahren und zu schützen. Das bedeutet nicht, dass Besuchern der Zugang erschwert werden soll, sondern dass Mithilfe von Infotafeln, Workshops und geführten Touren auf die Fragilität des Ökosystems aufmerksam gemacht wird. 

  • Uferlänge 40 Kilometer
  • Fläche 3000 Hektar
  • Pflanzenarten 800
  • Tierarten 10 000

Hier schlägt das Biologenherz höher.

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Die Biologen des Verein Grande Cariçaie teilen sich die Überwachung der Flora und Fauna. Zu ihren Hauptaufgaben zählen die Analyse der Artengruppen und der bestmögliche Schutz der natürlichen Lebensräume von Tieren und Pflanzen. Insbesondere von jenen, die in der Schweiz selten und bedroht, aber in der Grande Cariçaie gut vertreten sind. Wenn die Biologen negative Entwicklungen feststellen, können sie den Verein Grande Cariçaie alarmieren, der dann Massnahmen ergreifen muss, um deren Schutz zu gewährleisten. Die Biologen arbeiten hauptsächlich während der warmen Jahreszeit im Freien. Ein bisschen Vogelbeobachtung wird im Winter auch betrieben.

Es ist ein Ort, den man so nirgendwo anders kennt.
Aline Cardinaux, Verein Grande Cariçaie

Den Reichtum der Natur näher bringen

Aline Cardinaux hat 2018 den Master in Biologie an der Universität Lausanne erworben. Schon immer hat sie sich für die Natur und deren Artenvielfalt interessiert. Ihr bereitet es viel Freude, ihr Wissen weiterzugeben und dabei die Menschen zu sensibilisieren. Am Ende ihres Studiums absolvierte sie deshalb ein Praktikum beim Verein Grande Cariçaie, wo sie das Naturschutzgebiet den Besuchenden näher bringen wollte. Dadurch entstand die Zusammenarbeit mit dem Tourismusbüro von Estavayer-le-Lac. Nach und nach wurden geführte Touren in der Grande Cariçaie zu verschiedenen Themen (Amphibien, Biber, Vögel, mit dem Fahrrad, im Kanu ...) angeboten.

Sie ist die grösste Feuchtuferlandschaft der Schweiz und weist eine beeindruckende Artenvielfalt auf.
Christophe Le Nédic, Verein Grande Cariçaie
Grande Cariçaie, Biologe mit Fernglas

Vom Kindheitstraum zur Profession.

Christophe Le Nédic ist studierter Biologe. Sein Lizenziat hat er 1988 an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Lausanne erworben. Zur Biologie ist er durch seine Leidenschaft für den Naturschutz und die Vogelbeobachtung gekommen, die er seit seinem zehnten Lebensjahr ausübt. Seine Arbeit beim Verein Grande Cariçaie begann 1987 im Rahmen eines Mandats für das Monitoring von Flora und Vegetation. 1990 war er zunächst Verantwortlicher für die botanische Überwachung, doch schon bald interessierte er sich für die Öffentlichkeitsarbeit. Heute beschäftigt er sich kaum noch mit Botanik, sondern mit der Kommunikation und der Besucherlenkung in den Naturschutzgebieten. Zudem ist er für den rechtlichen Schutz des Gebiets zuständig, der mit allen Raumplanungsprojekten rund um das Schutzgebiet zusammenhängt.

Was bedeutet der Name Grande Cariçaie?

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Steife Segge (Carex elata)

Bevor es in die Natur geht, sollte man sich mit dem Begriff «Grande Cariçaie» befassen. Denn das Naturschutzgebiet ist nach einer Pflanzenart benannt, die in allen acht Reservaten allgegenwärtig ist: die Steife Segge (Carex elata). Ein Sauergrasgewächs, das eine Art Büschel (Quasten) bildet und bis zu einem Meter hoch wird. Sie ist eine in der Schweiz weit verbreitete Sumpfpflanze. 

Carex elata oder steife Segge

Schilf (Phragmites australis)

Die Steife Segge ist nicht zu verwechseln mit dem Schilf (Phragmites australis). Dieser gehört zu einer anderen botanischen Familie (Poaceae - Familie der Getreidegewächse). Er wird vier bis fünf Meter hoch.

Schilf (Phragmites australis)
Grande Cariçaie, Biologen gehen auf dem Steg

Das Rauschen des Schilfes ganz nah am Ohr

Eine weiteres Merkmal der Grande Cariçaie sind die Holzstege, die es möglich machen, zwischen Steifer Segge (Carex elata) und Schilfrohr zu spazieren. Dadurch wird das Naturerlebnis für Besucher und Besucherinnen noch intensiver. Das beruhigende Rauschen des Schilfes im sanften Sommerwind, begleitet einem auf den Spaziergängen durch die Grande Cariçaie. Schreitet man gemächlich voran, lenkt den Blick nach links und rechts, enthüllt sich nicht nur eine Welt von Insekten, sondern auch eine Vielfalt an Vogelarten und vielleicht sogar das geschäftige Treiben eines Bibers.

Holzsteg in Chevroux
Eisvogel im Naturschutzgebiet der Grande Cariçaie

Hier ein paar Tipps, wo und welche Tiere vom Frühling bis Herbst zu sehen sind: 

  • Der Haubentaucher ist im Mai mit den Jungen unterwegs und vor allem im Pro Natura Zentrum Champ-Pittet zu sehen.
  • Der Biber hinterlässt seine Spuren überall am Ufer. Versuchen Sie ihn vor allem am Abend zu beobachten.
  • Im BirdLife-Naturzentrum La Sauge ist es möglich, dem Eisvogel beim Brüten zu zuschauen.
  • Der Schnurrbartschwanz ist das Maskottchen der Grande Cariçaie und man kann ihn leicht in der Nähe des Strandes in Gletterens sichten.

Ob auf dem Wasser oder zu Land, ... ... die Grande Cariçaie lässt sich auf vielfältige Weise erkunden.

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Bevor es mit der Erkundungstour in der Grande Cariçaie los geht, finden Sie hier einige Verhaltensregeln für Ihre Entdeckungsreise:

  • auf den Wegen und in den erlaubten Bereichen bleiben
  • Hunde an der Leine führen
  • die Tierwelt nicht stören und keine Blumen pflücken
  • seinen Abfall wieder mitnehmen
  • Feuer machen und Zelten verboten, ausser an den auf dem Gelände ausgewiesenen Stellen

BirdLife-Naturzentrum La Sauge

Am Südostufer des Neuenburgersees befindet sich das BirdLife-Naturzentrum La Sauge, das am Rande des Naturschutzgebiets in Cudrefin liegt. Cudrefin ist eines der acht Naturschutzgebiete, die zur Grande Cariçaie zählen. Das Naturzentrum beinhaltet Sonderausstellungen und im Aussenbereich einen 500 Meter langen Naturpfad mit vier Beobachtungshütten. Das braucht es für einen geglückten Ausflug: ein Fernglas, einen Guide und Geduld – denn hier werden die Tiere beobachtet, ohne sie zu stören. Das Zentrum und die Aussenanlagen sind vollständig rollstuhlgängig.

Tipp: Mit dem Schiff von Murten durch den Broyekanal fahren und in La Sauge aussteigen. Dann zu Fuss oder mit dem Fahrrad weiter in die Grande Cariçaie.

Auf der westlichen Seeseite nahe Yverdon-les-Bains gilt das Pro Natura Zentrum Champ-Pittet als Eingangstor zum Naturschutzgebiet Grande Cariçaie. 

Eine Führung mit Biologen durch das Gebiet der Grande Cariçaie ist nicht nur im BirdLife-Naturzentrum La Sauge buchbar, sondern auch im Pro Natura Zentrum Champ-Pittet. Natürlich können Besucherinnen und Besucher das Gelände auf eigene Faust erkunden, indem sie den Naturlehrpfaden durch den Sumpf, den Wald und den Garten folgen. Ferngläser können am Empfang gemietet werden. Des Weiteren gibt es einen hundertjährigen Bienenstock, eine Ausstellung über Honig- und Wildbienen sowie zwei Postenläufe, bei denen die Jüngsten auf den Spuren eines Honigdiebes und einer vermissten Igelmutter das gesamte Gelände durchstreifen.

Gletterens, Biologen sitzen am Sandstrand

Sonnenhungrige und Baderatten 

In der Grande Cariçaie gibt es zahlreiche Badestrände, die das Ufer der Grande Cariçaie säumen und ruhige und entspannte Stunden am Strand mit prächtigem Sonnenuntergang bieten. Wer sich lieber unter die Einheimischen mischen und einen unterhaltsamen Abend erleben möchte, der findet in Estavayer-le-Lac beim Lacustres oder Nouvelle plage Strand die angesagtesten Restaurants und Bars. 

Eintauchen in die Steinzeit

Im Pfahlbaudorf Gletterens entdecken Besuchende eine typische, jungsteinzeitliche Siedlung der Schweiz. Anhand der authentischen Rekonstruktionen lernt man die Lebensweise unserer Vorfahren kennen, bewundert archäologische Funde und erhält spannende Einblicke in das Leben vor Tausenden von Jahren.

Das Pfahlbaudorf Gletterens organisiert Veranstaltungen, Animationen und Workshops rund um die Vorgeschichte und das Leben der ersten Bauern, die an den Ufern des Neuenburgersees lebten. Nebst Aktivitäten und Demonstrationen von prähistorischem Handwerk bietet das Pfahlbaudorf auch spezielle Übernachtungsgelegenheiten. Von Mitte Mai bis Mitte September gibt es Tipis und andere wetterfeste Schutzbauten aus Fell, in der man sich wie ein Mann oder eine Frau aus prähistorischen Zeiten fühlt.

Weitere Erkundungsmöglichkeiten in der Grande Cariçaie

In der Grande Cariçaie finden sich zahlreiche Möglichkeiten, die Flora & Fauna zu entdecken:

Ausflugstipp Murten

Die rund 1,5-stündige Schifffahrt von Murten nach Neuenburg ist sehr empfehlenswert: Vom mittelalterlichen Zähringerstädtchen Murten gelangt man den Rebbergen des Vully entlang und über den Broyekanal nach Neuchâtel, der von der Belle Epoque geprägten Stadt. Wer von Murten aus mit dem Schiff direkt in die Grande Cariçaie will, der steigt an der Haltestelle «La Sauge» im Broyekanal aus, besucht das dortige BirdLife-Naturzentrum und wandert gemütlich in die Grande Cariçaie. Es gibt Busse und Züge, die regelmässig zwischen den einzelnen Dörfern verkehren.

Altstadt von Murten

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