Edle Frucht aus dem Tal. Mit der Kastanie durchs Bergell.

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Einleitung

Verborgen im Kanton Graubünden liegt das Bergell. Das unberührte Tal bietet nicht nur ein traumhaftes Panorama, sondern auch Kulinarik. Denn im Herbst dreht sich hier alles um die Edelkastanie. Die süsse Frucht gedeiht im sonnigen Gebirgstal besonders gut und wird regional zu einheimischen Spezialitäten verarbeitet. Wir nehmen Sie mit auf eine Herbstwanderung durch das idyllische Südtal und folgen der Kastanie vom Baum zum fertigen Produkt.

Bergell

Vom Malojapass schlängelt sich die Strasse runter ins Bergell. Das Tal erstreckt sich bis nach Chiavenna in Italien. Heute besteht es aus vielen Dörfchen, die sich zu einer einzigen politischen Gemeinde mit rund 1500 Einwohnern zusammengeschlossen haben: Bregaglia. Amtssprache ist Italienisch.

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Bergell / Bregaglia
Graubünden
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Nicht Nebel sondern Rauchschwaden – wenn sich die Blätter zu verfärben beginnen, beginnt im Bergell die Kastaniensaison.

Kleines Tal, grosse kulturelle Vielfalt

Eine einzige Strasse führt, begleitet vom Fluss Mera, durch das Bergell – im einheimischen Dialekt Val Bargaia genannt. Der Dialekt entstammt dem Lombardischen und Romanischen und wird neben Italienisch am häufigsten gesprochen. Eine Eigenart des Tals, das mit weiteren kulturellen Besonderheiten aufwartet: Das Gebirgstal ist nicht nur die Heimat der Künstlerfamilie Giacometti, auch der Maler Giovanni Segantini erklärte Soglio in den Wintermonaten zu seiner Wahlheimat. Im kleinen Soglio hat auch das bekannte Bündner Adelsgeschlecht «von Salis» seinen Ursprung.
Alles über die Künstler im Bergell

«Schwelle zum Paradies.» Giovanni Segantini, Maler

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Soglio

Das Dörfchen thront auf einer 1090 m ü. M. gelegenen Sonnenterrasse und bietet einen Ausblick übers Tal und auf die Scioragruppe. Der Maler Giovanni Segantini war davon so sehr beeindruckt, dass er es als «Schwelle zum Paradies» bezeichnete und die Aussicht in seinem berühmten Alpentriptychon verewigte. 2015 wurde die knapp 150-Seelen-Gemeinde zum «schönsten Dorf der Schweiz» gewählt.

Graubünden, Bergell

Zu Besuch im grössten europäischen Kastanienwald

Hier beginnt die Reise der Edelkastanie, die einst von den Römern ins Bergell gebracht wurde. Zwischen den Dörfern Soglio, Bondo und Castasegna befinden sich die grössten Kastanienhaine Europas – sie gedeihen dank der zahlreichen Sonnentage im Bündner Südtal. Die Kastanie galt früher als krisenfestes Nahrungsmittel, da sie für eine vitaminreiche Ernährung sorgt und ihr Mehl über mehrere Jahre haltbar ist. Ihr wird zudem nachgesagt, dass sie das Immunsystem stärkt.

Giacomo Waltenspühl & Pedarneir

Giacomo Waltenspühl führt seinen Biohof Pedarneir und bewirtschaftet eigene Kastanienbäume. Nachdem die gereiften Kastanien vom Baum gefallen sind, trennt er die schönen von den faulen. Die auserwählten Kastanien werden teilweise frisch verkauft oder für drei bis vier Wochen nach traditioneller Bergeller Art in sogenannten «Cascine» geräuchert. Während dieser Zeit bewegen sich die Rauchschwaden mystisch durch das Tal.

Giacomo Waltenspühl
In der Cascina werden die Kastanien nach traditioneller Art geräuchert. Giacomo Waltenspühl wendet sie während 3–4 Wochen regelmässig.

Mit der Kraft der Natur

Nach dem Räuchern werden die Kastanien geschält und von Waltenspühl zur Mulino Scartazzini in Promontogno gebracht. Wie früher üblich bei Mühlen, steht auch jene von Scartazzini direkt am Fluss. Sie besitzt eine eigene Turbine, die mittels Wasserkraft Strom produziert und so den Mühlbetrieb mit der nötigen Energie versorgt. Hier werden die Kastanien in einer speziellen Mühle zu Mehl verarbeitet.

Vittorio Scartazzini & Mulino Scartazzini

Vittorio und Giulio Scartazzini führen den Familienbetrieb in der 10. Generation. Neben den Kastanien werden auch Getreidesorten gemahlen und weiterverarbeitet. Während Vittorio Scartazzini für den Mühlbetrieb zuständig ist, verarbeitet sein Bruder Giulio das Mehl nebenan zu Kastanienpasta oder Brot. Die Produkte können im kleinen Dorfladen um die Ecke gekauft werden.
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Vittorio Scartazzini
Vom Baum auf den Teller: Die Produktion der Kastanienpasta steht ganz im Zeichen von Regionalität.

Regionale Spezialitäten aus dem Bergell

Ob als «heisse Marroni», in Käse und Honig oder als Mehl – die Kastanie findet sich in zahlreichen Produkten wieder. Wer das Bergell im Herbst besucht, muss unbedingt einige davon probieren. Neben Pasta und Brot sind auch Kastaniengnocchi ein beliebtes Gericht auf dem Menü. Für den süssen Gaumen gibt es Kastanientorte oder Guetzli.

Ein Fest für die Kastanie

Das Kastanienfestival: Für rund einen Monat dreht sich im Bergell alles um die Kastanie. Während die Kastanienproduzenten mit der Ernte und Weiterverarbeitung beschäftigt sind, können sich Gäste auf die Spur der Kastanie begeben. Auf abwechslungsreichen Wanderungen, bei einer Degustation oder einer Führung lernen Interessierte alles über die kleine Frucht. Besonders beeindruckend ist das traditionelle Kastanienschlagen, bei dem die Kastanie von ihrer Schale befreit wird.

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